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19. und 20. Jahrhundert

Geschichte - HeerstraßeDie Entwicklung des heutigen Stadtgebiets im 19. und 20. Jahrhundert deckt sich weitgehend mit der preußischen und deutsche Geschichte dieser Zeit. Sowohl die Revolution von 1848 – sogar in Blatzheim wurde eine Bürgerwehr gegründet - als auch die Gründung des Deutschen Reichs 1871 zeigten hier ihre Auswirkungen. Politische Forderungen der Bevölkerung wurden artikuliert, um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurden die ersten Vereine gegründet. Man empfand die Ungerechtigkeit des herrschenden Dreiklassenwahlrechts.

Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs waren bald zu spüren, die ursprüngliche patriotische Begeisterung legte sich mit Fortdauer des Krieges und den deutlichen Folgen für die Versorgung der Bevölkerung. Nach Kriegsende installierte die britische Militärregierung in Kerpen ein Militärgericht. Infolge der schlechten wirtschaftlichen Lage kam es häufig zu gewaltsamen Unruhen, die 1922 in Kerpen, Horrem und Türnich ihren Höhepunkt erreichten. Die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise begünstigte vor allem radikale Parteien von links und rechts und leitete schließlich das Ende der Weimarer Republik, der ersten Demokratie auf deutschem Boden, ein. Bekanntlich profitierte letzten Endes die NSDAP, die 1933 die Macht übernahm und in Deutschland das nationalsozialistische Terrorregime mit all seinen negativen Folgen aufbaute. Die schrecklichen Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges forderten zahlreiche Opfer in der Zivilbevölkerung und zerstörten weite Teile der Ortschaften. Am Ende des Krieges war der Stadtteil Kerpen zu 42 % zerstört.

Geschichte - StiftskircheErste Hinweise auf jüdisches Leben in Kerpen sind im Zusammenhang mit dem Kreuzzug im Jahre 1096 überliefert. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts lebten in Kerpen und seinen Stadtteilen kontinuierlich jüdische Menschen. Nach fast einem Jahrtausend endete die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Kerpen am 18. Juli 1942 mit der Deportation der letzten hier noch lebenden Juden. 152 jüdische Kinder, Frauen und Männer, die entweder in Kerpen geboren wurden oder hier gelebt haben, wurden in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern ermordet. Seit dem 9. November 2011 wird aller Ermordeten auf einer Gedenktafel an der Alten Landstraße gedacht.

Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden auch in den Kerpener Ortschaften eingesetzt. Auf den Bauernhöfen arbeiteten durchschnittlich zwei Arbeitskräfte, außerdem in Horrem und Türnich zahlreiche weitere in den größeren Industriebetrieben.

Nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 begann sowohl der wirtschaftliche als auch der demokratische Wiederaufbau in Deutschland. Am 1.4.1946 trat nach britischem Vorbild die Revidierte Deutsche Gemeindeordnung in Kraft, nach der die Kommunen künftig eine sogenannte Doppelspitze erhielten: einen ehrenamtlichen Bürgermeister als Repräsentanten und einen Hauptverwaltungsbeamten als Leiter der Verwaltung, hier die Amts- oder Gemeindedirektoren.

Buir und Manheim, 1938 nach Kerpen eingeamtet, erhielten 1954 wieder ein eigenes Amt Buir. Blatzheim, früher als Bürgermeisterei eigenständig, blieb jedoch als Gemeinde beim Amt Kerpen. Horrem und Sindorf bildeten weiterhin das Amt Horrem, Türnich blieb amtsfreie Gemeinde.

Erst das 1974 erlassene Köln-Gesetz beendete diese kommunale Struktur, indem es mit Wirkung vom 1. Januar 1975 bestimmte: Die Stadt Kerpen und die Gemeinden Blatzheim, Buir, Horrem ... Manheim, Mödrath, Sindorf und Türnich ... werden zu einer neuen Gemeinde zusammengeschlossen. Die Gemeinde erhält den Namen Kerpen und führt die Bezeichnung "Stadt".